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Hessischer Volksfreund, 1. April 1911


Höchst, 1. April

In der naheliegenden Gummifabrik herrschen zurzeit Zustände, die es verdienten der Öffentlichkeit preisgegeben zu werden. Hier müssen die Arbeiter manchmal 24 Stunden und noch länger in einer Tour arbeiten; machen sie es nicht, werden sie vors Tor gejagt. Für Sonntags- und Nachtarbeit wird kein Aufschlag bezahlt. Obwohl nahezu 200 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt sind, ist noch nicht einmal ein Speiseraum vorhanden. Es war wohl im Bau ein Speisesaal vorgesehen, nun wurde aber eine Schreinerwerkstätte daraus gemacht, und die Arbeiter müssen sich damit begnügen, in ihren übelriechenden Arbeitsräumen ihr Brot zu essen. Hieraus geht hervor, daß seitens der Gewerbeinspektion nichts getan wird. Die Senkgruben des abgebenden Dampfes, sind noch nicht einmal mit einem Deckel versehen, und ist ein junger Arbeiter, der unlängst in einen derselben getreten ist, bis heute noch nicht geheilt.