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Darmstadt 1914



1914 war Darmstadt Hauptstadt des seit 1806 bestehenden Großherzogtums Hessen, und zwar sowohl Regierungssitz wie Residenz des Staatsoberhauptes, des Großherzogs Ernst Ludwig. Um die Jahrhundertwende war die Dynamik der Bevölkerungsentwicklung des Deutschen Reiches auch voll auf Darmstadt durchgeschlagen. Seine Einwohnerzahl hatte sich von ca. 49.000 im Jahr 1880 auf 87.000 im Jahr 1910 erhöht. Obwohl auch industrielle Großunternehmen (die größten: Chemiefabrik Merck, Maschinenfabrik Schenck) zunehmend in Darmstadt Fuß fassten und damit die Arbeiter und Angestellten einen Anteil von über einem Drittel an der erwerbstätigen Bevölkerung stellten, blieb aber charakteristisch für Darmstadt nach wie vor seine Prägung als Beamtenstadt. Die aktiven und die im Ruhestand befindlichen Beamten stellten ein Drittel der Haushaltsvorstände. Die Tatsache, dass wohlhabende oder zumindest in gesicherten Verhältnissen lebende Pensionäre und Rentiers 27% der Einwohnerschaft ausmachen, verschaffte Darmstadt den ironischen Titel "Pensionopolis". Zur Attraktivität der Stadt trug der Kulturbetrieb (mit dem großherzoglichen Hoftheater), die 1877 gegründete Technische Hochschule, aber auch die seit den 80er Jahren zunehmend modernisierte Infrastruktur (Schul- und Krankenhausneubauten, Kanalisation, Gas- Wasser- und Stromversorgung) bei. Seit 1897 wurde auch das städtische Straßenbahnnetz energisch ausgebaut. Ein weiterer wichtiger Teil der Bevölkerung waren die Angehörigen der Technischen Hochschule mit über 2.000 Studierenden, von ihnen übrigens fast ein Viertel (1907: 523) russische Staatsbürger. Die Darmstädter Garnison, insgesamt fast 5.000 "Militärpersonen", wie es im Adressbuch hieß, umfasste je eine Infanterie-, Kavallerie- und Feldartilleriebrigade. Darunter waren: das traditionsreiche Leibgarde - Regiment (1. Großherzogliches Infanterie - Regiment Nr. 115) (> "Struktur des deutschen Militärs"); das Garde-Dragoner - Regiment (1. Großherzoglich Hessisches Nr. 23), das Leib-Dragoner - Regiment (2. Großherzoglich - Hessisches Nr. 24) und das 1. Großherzogliche Feld-Artillerie - Regiment Nr. 25.