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Darmstadt 1914 - 1918: Alltag und Fliegerbomben

Wie in einem Sonderheft der Reclam - Zeitschrift "Universum" bekannt gegeben wurde, sollte das Jahr 1914 zum Darmstädter Kunstjahr werden. Aber wenige Tage nach den jährlichen Frühlingsfestspielen meldete die "Darmstädter Zeitung": "Krieg". Am 1. August folgte dann die deutsche Kriegserklärung an Russland, und die Mobilmachung - Plakate schoben sich vor die Werbetransparente der Kunstausstellungen. Noch im Laufe der ersten Augustwoche zogen die Darmstädter Dragoner mit blumengeschmückten Gewehren ins Feld. Unter den Kriegsfreiwilligen, mit denen man die neuaufgestellten Reserveeinheiten auffüllte, befanden sich zahlreiche Schüler der gymnasialen Oberstufen.
Die ersten Verlustlisten der Darmstädter Regimenter ließen nicht auf sich warten. Als Lazarett wurde u.a. der Städtische Saalbau eingerichtet. Insgesamt sind in den vier Jahren des Krieges über 2000 Darmstädter gefallen.
Allmählich machte sich Lebensmittelknappheit bemerkbar. Schon zur Neujahrswende 1914 / 15 verzichteten Darmstadts Bäcker auf das Backen von Neujahrs - Brezeln, um Mehl zu sparen.


Frauen warten vor der Brotausgabestelle in Bessungen (Foto: Stadtarchiv Darmstadt)



Ab 1916 erhielt man schließlich nur noch auf Lebensmittelkarten seine Lebensmittel. Im März 1916 ließ die großherzoglich Hofjagdverwaltung im Darmstädter Jagdgehege das Schwarzwild abschießen, um zur Fleischversorgung der Bevölkerung beizutragen. Im Sommer wurden Gemüsepflanzungen in den öffentlichen Anlagen und Parks angelegt. Im Februar 1915 verbot die Polizei Darmstadts alle Fastnachts-Maskierungen.
Der Lebensalltag sollte sich diesmal stärker als in den Kriegen der Bismarck - Zeit unter dem Einfluss des Krieges verändern. Der Produktionsprozess der Industrie wurde durch die Einziehung von Arbeitern und Angestellten beeinträchtigt. Die Fabriken stellten sich relativ rasch auf Kriegsaufträge um. Möbel - Alter lieferte zunächst Einrichtungen für Lazarettzüge, dann Munitionskisten, und 1915 / 1916 wurden transportable Flugzeughallen gebaut. Frauen wurden als Straßenbahnschaffner und Briefträger eingesetzt. Freiwillige nähten für die Zeugmeisterei Uniformen und Fallschirme.
Ab September 1917 wurde wegen der Bedrohung durch feindliche Flugzeuge nächtliche Verdunkelung angeordnet. Im Oktober erlebte Darmstadt dann den ersten ernsten Fliegeralarm, im Sommer 1918 wurden dann die vorher geübten Luftangriffe Realität. Im August 1918 wurden durch einen Bombenabwurf französischer Flugzeuge zwei Häuser in der Nähe des Großen Woogs zerstört, man zählte vier Tote und zahlreiche Verletzte.


Bei dem Fliegerangriff am 16. August 1918 zerstörte Häuser in der Soderstraße 110. (Foto: Stadtarchiv Darmstadt)