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Dr. Hugo Wegele


Lebenslauf:



Lebenslauf
des Dr. phil. Hugo Wegele
Kriegsfreiwilliger im Reserve Inf. Rgt. 294
Göttingen 1914
Hugo Wegele wurde am 15. Dezember 1886 in Bockenheim - Frankfurt a/Main als Sohn des damaligen kgl. preuß. Regierungs Baumeisters Hans Wegele, beschäftigt bei dem Centralbüreau für den Bau des Hauptbahnhofes in Frankfurt a/M. und seiner Ehefrau Agnes geb. Schiller geboren. Er besuchte von Ostern 1894 - Ostern 1896 die Volksschule zu Homburg v.d. Höhe, von da bis Ostern 1897 die Vorschule des König Wilhelms Gymnasiums zu Stettin, sodann von Ostern 1897 bis Michaelis 1899 die Privatschule zu Templin in der Uckermarck, von Michaelis 1899 bis Michaelis 1900 das Kgl. Gymnasium zu Ostrowo, von Michaelis 1900 bis Ostern 1901 das Kadettenhaus zu Wahlstadt. Von da wurde Hugo Wegele bei dem Ausscheiden seines Vaters aus dem preußischen Eisenbahndienst infolge seiner Berufung an die Technische Hochschule in Darmstadt, an das Kadettenhaus zu Karlsruhe in Baden versetzt, das er wegen zunehmender Kurzsichtigkeit im Oktober 1901 verließ, um in das großh. Realgymnasium zu Darmstadt einzutreten, an welchem er Ostern 1907 das Zeugnis der Reife erwarb. Während des ersten akademischen Semester[s] von Ostern bis Herbst 1907 studierte er Naturwissenschaft an der Technischen Hochschule zu Darmstadt, schon in der Absicht, sich insbesondere der Geologie zu widmen. Die weiteren vier Semester wurden an der Universität Grenoble (IsŠre) in Frankreich verbracht, wo sich H.W. dem Studium der Geologie und der Naturwissenschaften, sowie der gründlichen Erlernung der französischen Sprache und auch allgemein bildenden Fächern widmete. Daselbst verfaßte er unter Leitung des Professors der Geologie Kilian beiliegende Druckschrift. Notice sur la Constitution G‚ologique de Saint-Laurent-du-Pont (IsŠre), Grenoble 1910. Im Oktober 1909 setzte er seine Studien an der Universität Göttingen fort und promovierte am 5. März 1919 in Geologie, Mineralogie und Zoologie. Die Doktordissertation über: Stratigraphie und Tektonik der tertiären Ablagerungen von Oldenrode - Düderode - Willerhausen. Dieselbe erscheint ausführlich in den "Geologischen und paläontologischen Abhandlungen" im Jahr 1914. In der Folge studierte H.W. an der Göttinger Universität weiter, um sich für die naturwissenschaftliche Staatsprüfung vorzubereiten. Michaelis 1919 wurde er gleichzeitig Assistent am geologischen Institut der Universität Göttingen. Während seiner Studienzeit verfolgte er auch baukünstlerische Studien, die ihn auch zu Vorträgen anregten. Auch war er zeichnerisch ausübend in erfreulicher Weise tätig. Während seines Göttinger Aufenthaltes widmete sich H.W., von Jugend auf überzeugter Abstinent, der Wandervogelbewegung und erwarb sich als Führer in diesem Kreise anerkannte Verdienste. Vgl. (den Nachruf in dem Niedersächsischen Gaublatt Kriegsheft No. 1 Dezember-Januar 1914-15.) und in dem Kriegsheft des Wandervogelsbundesblatt 3. Kriegsheft Januar 1915. Im August 1914 trat er bald nach der Kriegserklärung, obwohl vollständig vom Militärdienst befreit (wegen Kurzsichtigkeit), als Kriegsfreiwilliger im Res. Inf. Rgt. 234 in Göttingen ein, nachdem er zu diesem Zweck dienstliche Schwierigkeiten an der Universität zu überwinden hatte. Nachdem er im September auf dem Truppenübungsplatz i. Ohrdruf ausgebildet war, zog er am 12. Oktober 1914 nach Flandern, wo das Regiment nach der Einnahme von Roulless an heftigen Gefechten teilnahm und bei Langemarck Schützengräben bezog. Daselbst wurde Hugo Wegele am 1. November von einem Granatschuß getötet, nachdem er kurz vorher zum Gefreiten befördert war. Sein Hauptmann widmet ihm den folgenden Nachruf:

Herrn Professor Wegele!
Darmstadt
Hochstrasse 68
Koknit (??), den 1. November 14
(bei Langemarck)
Sehr geehrter Herr Professor!
Zu meinem großen Bedauern muß ich Ihnen die traurige Mitteilung machen, dass Ihr braver Sohn heute Morgen den Heldentod erlitten hat; ich spreche Ihnen meine herzlichste Teilnahme aus, um so mehr als ich Ihren Sohn, der mir schon von früher bekannt war, sehr lieb gewonnen habe; er hat sich sehr brav gehalten und hat mir manchen wertvollen Dienste erwiesen, sodass er neulich zum Gefreiten befördert werden konnte und ich ihn auch zum Eisernen Kreuz hatte vorschlagen können. Nun kann er es leider nicht mehr tragen. Die ganze Kompagnie - meistens Göttinger - trauert tief mit mir um ihren lieben Sohn. Er war auf der Stelle tot durch einen Granatschuß und haben ihn die Kameraden beerdigt. Möge Gott Sie trösten in Ihrem Schmerz.
Ihr
ergebener
Pratsch.

Absender: Pratsch, Hauptmann III. Bat. Res. Inf. Rgt. 294

Die Vaterländische Begeisterung in der sich Hugo Wegele dem Kampfe für das Vaterland widmete spricht sich in dem beiliegenden Gedicht "Zur Fahnenweihe" aus.
Prof. Wegele
Darmstadt, den 8. April 1915.



Selbstzeugnis:


[Feldpostkarte]
Herrn Geh. H. Wegele
Hochstrasse 68
Darmstadt
Abs. Dr. Wegele Res. Inf. Reg. 294
9. Comp.

Roulers (Rousselaere) 20.X.1914
Lieber Papa.
Das erste Gefecht haben wir nun gestern glücklich überstanden, wurde die [von] Franzosen besetzte Stadt genommen. Unser Regiment war allerdings dabei noch nicht eigentlich im Gefecht. Nur mit Franctireurs hatten wir zu tun, die offenbar immer mit Feind zusammen auftreten. Das friedliche Bild (hat) nun aufgehört. Überall auch die Schutthaufen und brennen Häuser. Verluste haben wir noch nicht viele, ein paar Verwundete. Leider geht bei dem Franctireur mehr zu Grunde als unbedingt nötig, da natürlich unsere Soldaten furchtbar wütend sind.

[Am Rand eingefügt:] 20./21. Soeben die Feuertaufe erhalten, gut abgelaufen.