Dr. Josef Kessler
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Lebenslauf: Darmstadt, den 12. Nov. 1916 Historisches Museum und Archiv der Stadt Darmstadt! Sie ersuchten mich vor einiger Zeit um ein Bild und einen kurzen Lebenslauf meines gefallenen Gatten. Anbei gestatte ich mir das Gewünschte zu übersenden. Hochachtungsvollst Frau Dr. Josef Kessler [Lebenslauf] Der Redakteur Dr. phil. Josef Kessler wurde am 11. März 1886 zu Darmstadt geboren. Er besuchte das neue Gymnasium und absolvierte dasselbe im Jahre 1904. Fortan genügte er beim Groß. Hess[ischen] Leibgarde Inf. Reg. 115 seiner Militärpflicht, bezog darauf die Universitäten zu Gießen und München. Seine Studienzeit, in der er vorwiegend philologische, philosophische und historische Collegs hörte, fand ihren Abschluss in München mit seinem Doktorexamen. In seiner Arbeit behandelte er das Thema: Isokrates und die panhellenische Idee. Schon frühzeitig interessiert für das öffentliche Leben, hatte er dieser Neigung durch ein gründliches und vielseitiges Studium eine solide Basis geschaffen. In mehreren Redaktionen erwarb er sich Kenntnis und Technik des jornalistischen Berufs, und er fand bei der Gründung der Bayrischen Staatzeitung die gewünschte Anstellung. Die Tätigkeit in der dortigen Redaktion erfüllte in ganz, und er widmete ihr freudig seine junge wertvolle Kraft. Bald nach Kriegsbeginn rückte er mit den Reserve-116ern aus. Mit diesem Regiment nahm er an vielen Kämpfen auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen teil. Anfangs Juli 1916 bezog das Regiment Stellung vor Verdun. Dr. Josef Kessler war damals Leutnant d. R. und Führer der 8. Kompanie. Am 11. Juli wurde ein Vorstoß nach Fort Gouville gemacht. Die 116er hatten dabei viele Verwundete und Tote, unter letzteren waren sämtliche Offiziere der 8. Kompanie. So hat Dr. Josef Kessler nach zweijähriger pflichtbewusster Tätigkeit als Soldat und Offizier, ausgezeichnet durch das Eiserne Kreuz 2. Klasse und die Hessische Tapferkeitsmedaille an der Spitze seiner Kompanie sein Leben gelassen. Er liegt begraben im Chapittrewald bei Dorf Fleury. | |
Selbstzeugnis: Feldpostkarte Stempel: 28.6.16 Frau Eva Maria Kessler Darmstadt Landskronstr. 55 25.6. Meine liebe Eva! Wie ich dir gestern schon geschrieben habe, ist dein Brief am 22. Angekommen. Ich weiß nicht, was daran schuld ist, daß du 8 Tage lang nichts erhalten hast.Zu zwei tagen habe ich nicht schreiben können, aber das war in der Woche nach Pfingsten und das ist doch schon lange her. Nun, mir geht's noch gut, und Gott, der mich bisher beschützt hat, wird so hoffe ich, auch weiter helfen. Außer Zigarren schicke mal vorläufig nichts, die[?] aber werden sehr gebraucht. Die Sache hier läßt sich ja gut an und der Erfolg wird uns wohl treu bleiben. Viel schreiben kann ich natürlich nicht, teile dies also auch meinen Eltern mit. ...................... und sei besonders mit ............ 100x gegrüßt und geküßt von deinem Josef. Ich sehe weiter mal ................ der 8. K. Abs. Leutnant Kessler X. R. Armeekorps 103. Div. Res. Regt. Nr. 116, II. Bataillon, 8. Kompanie |