Dokument


Dr. med. Paul Schaub


Lebenslauf:





Darmstadt, den 6. Feb. 1917
An den Vorstand des historischen Museums und Archivs der Stadt Darmstadt.
Ihrem gefälligen Ersuchen vom 1. Dez. 1916 entsprechend, übersende ich Ihnen ergebenst ein Bild meines verstorbenen Mannes, einen von seinem Schwager vom Herrn Pf.[arrer] Hepding Hauser, verfaßten Lebenslauf, eine Feldpostkarte und seine Doktordissertation.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Frau Dr. Schaub.




Dr. med. Paul Schaub +
Am 25. November 1916 verschied in Saarbrücken infolge eines Unglücksfalles der freiwillige Arzt im Hessischen Lazarettzug 03, Inhaber der Roten Kreuzmedaille [und] des Hessischen Sanitätskreuzes im 51. Lebensjahre, vorgeschlagen zum Eisernen Kreuz, Dr. Paul Schaub, nachdem er über 2 Jahre sich in aufopferungsvoller Tätigkeit an unseren Verwundeten und Kranken in den Dienst für sein geliebtes deutsches Vaterland gestellt hatte. Er war am 3. Aug. 1866 in Ulrichstein als Sohn des Pfarrers und Landtagsabgeordneten Schaub geboren, kam von dort aus auf das Gymnasium in Büdingen und, als seine Mutter nach des Vaters Tod nach Gießen zog, dorthin. Er studierte Medizin und machte mit der Note 1 sein Physikum in Erlangen, später sein Fakultätsexamen an der Landesuniversität in Gießen. Sein Einjährigen-Jahr diente er dort ebenfalls ab. Nach längeren Vertretungen bei praktischen Ärzten machte er als Schiffsarzt große Reisen nach Süd-Amerika und Ost-Afrika und lernte so einen großen Teil unserer Erde kennen. Im Jahre 1895 ließ er sich dann als Arzt in Groß-Fulda nieder, wo er beinahe 10 Jahre in anstrengender Arbeit praktizierte. Dort gründete er auch seinen Hausstand mit Else geb. Frank aus Schlitz, welchem Herzensbunde ein einziges Töchterchen erblühte. 1906 gab er seine Praxis auf und zog mit seiner Familie nach Heidelberg und erweiterte während 2er Jahre seine Kenntnisse in der Medizin. Die Zeit darauf lebte er als Privatmann in Darmstadt und stellte bei Ausbruch des Krieges sofort freiwillig seine Kenntnisse und Erfahrungen dem Roten Kreuz zur Verfügung, dem er mit großer Pflichttreue und Eifer bis zuletzt in Treue diente. Voll Befriedigung über seine Arbeit schrieb er noch in seinen letzten Briefen den Seinen und daß er hoffe bis zum Ende des Krieges seiner aufopferungsvollen Tätigkeit treu zu bleiben. Bei der 57. Fahrt seines Lazarettzuges nach dem Westen (der Somme) wartete dieser auf den Befehl zur Weiterfahrt auf dem Güterbahnhof in Saarbrücken auf wegen Fliegergefahr verdunkelten Geleisen. Um seinen Zug am stürmischem Abend zu erreichen, mußte er über das Geleisgewirr des fremden Bahnhofs eilen, wurde dabei versehentlich von einer Maschine erfaßt, der er nicht mehr ausweichen konnte, überfahren, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Viel zu früh für seine Arbeit im Dienste der barmherzigen Menschenliebe, für ihn selbst und die Seinen, mit denen er nach dem Krieg in Frieden noch glückliche Lebensjahre zu verbringen hoffte.
R.[equiescat] i.[n] p[ace]!
[Er möge in Frieden ruhen!]




Selbstzeugnis:

Feldpostkarte:

Frl. Gertrud Schaub
Darmstadt
Niederramstädter Str. 89 I

Vereinslazarettzug O.3./
Etappen-Inspektion II Armee



A. 9.3. 15

Mein liebes Trudchen!
Heute sollst Du einen Gruß von mir haben. Heute Morgen besucht uns der Großherzog mit Gefolge.
Wir laden erst am 12. [März] ein u. kommen wahrscheinlich nach Frankfurt. Ich kann dann vielleicht bis zum Sonntag schon einmal zu Euch kommen, wenn wir beurlaubt werden. Das würde mir sehr viel Spaß machen.
Eben haben wir Liebesgaben verteilt, namentlich der Tabak wurde mit großer
Freude aufgenommen.
Dich und Deine Mama grüßt und küßt
Euer Papa.


[Nicht in der Sammlung des Stadtarchivs:]

Todesanzeige im Darmstädter Tagblatt vom Dienstag, den 28.11.1916, S.8

Am 25. November verschied in Saarbrücken infolge eines Unglücksfalles unser lieber guter Gatte, Vater, Sohn, Bruder, Schwager und Onkel

Dr. med. Paul Schaub
Freiwilliger Arzt im hessischen Lazarettzug "03"
Inhaber der Roten Kreuz-Medaille und des hessischen Sanitätskreuzes

im 51. Lebensjahre nach über zweijähriger aufopfernder Arbeit für die Verwundeten und Kranken unseres Heeres.
In tiefer Trauer
[es folgen die Namen der Familienangehörigen und Verwandten]

Darmstadt, Giessen, Hausen, Worms, Wiesbaden, Eispenhausen, Frankfurt,
den 27. November 1916.


[Eine weitere Anzeige:]

In treuer Pflichterfüllung als Hilfsarzt in unserem Vereinslazarettzug 0 8 Großherzogin von Hessen hat

Herr Dr. med. Paul Schaub

am 25 November in Saarbrücken infolge eines Unglücksfalles einen unerwartet schnellen Tod gefunden. Mit den Aerzten, Mannschaften und Schwestern des Zuges werden auch wir das Andenken dieses tüchtigen Mannes allezeit in Ehren halten.

Der Vorstand des Hessischen
Landesvereins vom Roten Kreuz

Korwan
Generalleutnant z. D.