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Karl Gengenbach


Lebenslauf:


Darmstadt, den 6. April 1914
Lebenslauf

Ich, Karl Gengenbach, bin in Wetzikon (Schweiz) als Sohn des Restaurateurs Karl Gengenbach und seiner Frau Sophia geb. Pfordt am 16.September 1888 geboren. Ich bin evangelisch und wurde im Jahre 1903 in Darmstadt konfirmiert. Von meinem 6. Jahre an besuchte ich 2 Jahre lang die Volksschule zu Mainz, sodann bis zum 14. Lebensjahre die Mittelschule zu Darmstadt. Dann trat ich in die hiesige Ober-Real-Schule ein, wo ich im Jahre 1910 die Reifeprüfung bestand. Nach Beendigung eines einjährigen pädagogischen Kurses wurde ich 12/3 Jahre lang in Offenbach und 11/3 Jahre lang in Neunkirchen (Kreis Dieburg) als Volksschullehrer verwandt. Jetzt studiere ich noch Deutsch, Geschichte und Geographie. Von besonderen Tätigkeiten führe ich Klavierspiel, Schwimmen und Radfahren an. Vorbestraft bin ich nicht. Meine Eltern leben noch. Ich habe noch zwei Geschwister, eine Schwester und einen Bruder. Dieser wurde für Herbst 1914 zum Militär gezogen. Abgesehen von kleineren Krankheiten ist unsere Familie gesund. (Ich habe im Alter von 6 Jahren eine Ohrenkrankheit durchgemacht.) Ich bin belehrt worden, daß ich meinen Vorgesetzten keine Geschenke machen darf.

Karl Gengenbach

[Zusatz von anderer Hand]

Gefallen am 22. August bei Maissin (Belgien). Er war Einj.[ährig] Freiw.[illiger] im Inf.
Regimente 115, 7. Komp.




Selbstzeugnis:


[Feldpostkarte]

Familie Gengenbach
Darmstadt
Emilstr. 2
Hessen

Marsch, den 12. August 1914 (nördl. von Luxemburg)

Meine Lieben!
Gestern hatten wir einen sehr anstrengenden Tag. Die Sonne brannte vom Himmel. Gegen « 2 Uhr mittag mußten wir aufbrechen und durch [eine] glühende Landschaft auf manchmal baumlosen Landstraßen einen Weg von über 20 km zurücklegen. Unterwegs wurde 2mal längere Rast gemacht. Obwohl die Anstrengungen groß waren, gab mir der Herr die Kraft, guten Mutes zu sein u. durchzuhalten bis zum Schluß. Für die nächste Zeit werden uns noch mehr solcher Märsche bevorstehen. Schickt mir bitte keine Wäsche, denn der Tornister ist schwer genug u. wenn wir im Quartier liegen, so kann ich meine Sachen selbst waschen. Mit Gott geht's rüstig vorwärts. Doch wie geht's Euch, Ihr Lieben, habt Ihr von Mariechen Nachricht? Oder ist sie etwa schon zu Hause? Ist Hermann angekommen? Wo? Und wie gefällt es ihm? Schreibt bitte einmal. Bis jetzt habe ich noch keine Nachricht von Euch erhalten. Die Leute hier in Luxemburg sind anfangs immer sehr ängstlich, dann werden sie zutraulicher und sind dann sogar nett gegen uns.
Seid nun alle recht herzlich gegrüßt von
Eurem Karl