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Karl Vollrath


Lebenslauf:



Karl Vollrath, geb. am 28. Nov. 1897, gehörte der Ober-Sekunda des Ludwigs-Georgs-Gymnasiums an, als der Weltkrieg 1914 ausbrach. Nachdem er Anfang August 1914 sein Notexamen zur Reife für die Prima bestanden hatte, trat er als Kriegsfreiwilliger ins Heer ein (Maschinengewehr-Kompanie des I.R. 115) und rückte nach seiner Ausbildung am 29. Oktober ins Feld. (Nordfrankreich) Hier fand er den Heldentod am 2. April 1915. Die Kunde davon wurde durch seinen Hauptmann und seinen Feldwebel den Eltern nach Darmstadt in folgenden Schreiben vermittelt:

1.) Brief des Herrn Hauptmann von Hanneken
Chilly, den 3. April 1915

Sehr geehrter Herr Vollrath!
Mit größter Trauer muß ich Ihnen heute die Nachricht geben, daß ihr tüchtiger Sohn Karl gestern am Karfreitag den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist. Ihr Sohn und Gf. Saueressig wollten am Nachmittag etwa 3 Uhr Bretter zum Eindecken des Gefechtsstandes im Schützengraben holen, als die Franzosen, die den ganzen Tag nicht mit Artillerie geschossen hatten, plötzlich einen Feuerüberfall machten und hierbei ihr lieber Sohn von einer Granate tödlich getroffen wurde. Wir haben ihn nach Forchette unser Ruhequartier gebracht und heute morgen um 9 Uhr auf dem Friedhofe zu 5 anderen Kameraden gebettet. Ich lasse hier, so gut dies geht, einen Stein machen und werde eine Photographie des Grabes, sobald alles fertig ist, übersenden. Ihr lieber Sohn war hier bei der Maschinengewehr-Kompanie sehr beliebt und hat sich überall durch Furchtlosigkeit und Tapferkeit, wie auch durch seine tüchtige Kameradschaft beliebt gemacht. Ich verliere in ihm, trotz seiner Jugend, einen meiner tüchtigsten Richtschützen und zuverlässigsten Menschen. Die gesamte Masch.Gewehr Kompanie trauert aufrichtig um ihn und spricht durch mich Ihnen, als seinen Eltern, unser herzliches Beileid aus. Möchte es Ihnen ein Trost sein, dass ihr Sohn als Held fürs Vaterland gefallen ist!
Mit herzlichem Beileid drückt Ihnen die Hand sein alter Kompaniechef
von Hanneken
Hauptmann
M.G.K. 115
XVIII A. K.
25. Inf. Div.


2.) Brief des Feldwebels Hertel!
Nordfrankreich,
am 4.4.1915
Liebe Familie Vollrath!
Die traurige Nachricht, die Ihnen den Heldentod ihres lieben Sohnes Karl anzeigt, wird wohl von Herrn Hauptmann von Hanneken bei ihnen eingetroffen sein. Auch ich als "Mutter der Kompanie" spreche ich Ihnen, liebe Familie Vollrath, mein herzlichstes Beileid aus. Karl war unser jüngster Soldat und ein braver und tüchtiger Mann, der die besten Aussichten hatte, als Soldat im Felde weiter zu kommen. Nun mußte er am 2.4. nachmittags sein junges Leben für sein Vaterland opfern. Froh und heiter, wie immer, traf ihn die tödliche Granate. Möge Ihnen, liebe Familie Vollrath ein Trost sein, daß ihr lieber Karl bis zum letzten Augenblick treu für sein Vaterland kämpfte. Ich habe einen Sarg für ihn anfertigen lassen. Nachts haben wir Ihren lieben Karl von der vordersten Linie hierher zurückgebracht und ihn am 3. 4. 15 9 Uhr in Fonchette auf dem Friedhofe unter Beteiligung der Herrn Offiziere und Mannschaften, die nicht in der vordersten Linie waren, beigesetzt. Seine Kameraden haben ihm schöne Kränze gewunden und ein Kranz mit Aufschrift auf sein Grab gesteckt. Anbei sende ich Ihnen die Wertsachen, die Karl noch in seinem Besitz hatte.
Ihr mittrauernder Hertel,
Feldwebel.

Die Leiche wurde anfangs Juni 1915 aus Frankreich zurückgeführt, und am 4. Juni auf dem alten Darmstädter Friedhof an der Nieder-Ramstädter Straße beigesetzt. Der Grabstein, der ihm auf Veranlassung seines Hauptmanns durch einen Kameraden aus der Kompanie gemeißelt, und sein Grab in Fonchette zierte, wurde ebenfalls überführt und bezeichnet die Ruhestätte, die der Gefallene in der Heimat gefunden hat.




Selbstzeugnis: