Ludwig Henneberg
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Lebenslauf: Lebenslauf: des Leutnant der Res. Ludwig Henneberg aus Darmstadt. Traugott Justus Ludwig Henneberg ist geboren am 22.2.1886 in Darmstadt als Sohn des o. Professors an der Technischen Hochschule, Geh. Hofrat Dr. phil. und Dr. Ing. h.c. Lebrecht Henneberg und seiner Ehefrau Pauline geb. Grünewald. In das schulpflichtige Alter gekommen besuchte er zuerst das alte Gymnasium und darauf das Realgymnasium zu Darmstadt, wo er zu Ostern 1906 die Reifeprüfung bestand. Als Beruf wählte er den des Architekten. Da er jedoch die Absicht hatte mit Herbst 1906 zunächst das Einjährigenjahr zu erledigen, so trat er noch nicht gleich in die Technische Hochschule ein, sondern verwandte den Sommer 1906 dazu, um sich praktisch auf der Baustelle für den gewählten Beruf vorzubereiten. Vom 1. 10. 1906 bis 1. 10. 1907 diente Ludwig Henneberg als Einjährig-Freiwilliger bei dem Infanterie-Regiment Prinz Karl (4. Grossh. Hess.) Nr. 118 in Worms. Während dieser Zeit wurde er zunächst zum überzähligen Gefreiten und sodann am 12. 7. 1907 zum überzähligen Unteroffizier ernannt. Mit Beginn des Wintersemesters 1907/08 trat Ludwig Henneberg als Studierender für Architektur bei der Technischen Hochschule in Darmstadt ein. Die ganze Studienzeit brachte er in Darmstadt zu und bestand im Juli 1912 daselbst die Diplom-Hauptprüfung für das Hochbau-Fach. Zum Diplom-Ingenieur ernannt meldete er sich bei dem Grossherzoglichen Ministerium für den Hessischen Staatsdienst. Er wurde für den Access angenommen und im Juli 1912 zum Grossherzoglichen Regierungsbauführer ernannt. Nach diesem Abschluss seiner Studienzeit verlobte er sich mit Else Garth, Tochter des hießiegen Schlachthofdirektors, Veterinärrat Dr. Garth. Während der vorgeschriebenen Ausbildungszeit für den hessischen Staatsdienst war Ludwig Henneberg bis Neujahr 1913 bei dem Kreisamt Dieburg und bei dem Kreisbauinspektor daselbst, und von 1. Mai 1913 bis zum Ausbruch des Krieges bei dem Militär-Bauamt Colmar i.E. als Bauführer beschäftigt. Teils während seiner Studienzeit, teils als Bauführer hatte Ludwig Henneberg die vorgeschriebene Militärischen Uebungen erledigt und wurde durch Dekret vom 18. April 1913 von seiner Majestät dem Kaiser zum Leutnant d. Res. ernannt. Bei Beginn des Krieges hatte sich Ludwig Henneberg bei dem Infanterie-Regiment Nr.99 in Zabern zu stellen. Er wurde als Leutnant d.R. der Radfahrkompanie 60/99, 30. Res. Division, 15. Res. Armeekorps zugeteilt. In dieser Stellung beteiligte er sich an den heftigen Kämpfen im Elsass und am Westhang der Vogesen, so an den Kämpfen bei Grube, Steige, Allarmont, Senones. Bei Steige gelang es ihm, eine französische Kanone, die von den Bayern erbeutet und später beim Rückzuge zurückgelassen war, wieder zu holen. Teils infolge davon, teils in Anerkennung guter von ihm gemachter Meldungen wurde ihm am 25.September 1914 von Sr. Majestät dem König von Bayern der Königliche Militär-Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern verliehen. Ausserdem war er auch in Rücksicht auf seine Teilnahme bei der Verteidigung von Allarmont zum Eisernen Kreuz vorgeschlagen. Die letzte Zeit verbrachte Ludwig Henneberg in Senones zu, wo die Radfahrkompagnie mit bayerischen Truppen zusammen die Garnison bildete. Am 23.Oktober hatte er oberhalb von Senones eine Feldwache zu beziehen und Schützengräben auszuheben. Am 24.Oktober morgens wurde die Feldwache von einer Kompagnie Alpenjäger angegriffen. Bei dem entstehenden Feuergefecht erhielt Ludwig Henneberg einen Schuss in den Oberschenkel, leitete aber trotz der Verwundung auf dem Boden sitzend das Feuer weiter. Wie er schwächer wurde und infolge davon aufgehoben und forttransportiert werden sollte, erhielt er einen weiteren Schuss in den Rücken; gleichzeitig wurde der eine der Träger verwundet. Ludwig Henneberg befahl darauf den Trägern, ihn liegen zulassen, in die Front zurückzukehren und die Stellung zu halten, was auch geschah. Sehr bald verlor er das Bewusstsein, wahrscheinlich infolge innerer Verblutung, und starb um 12 Uhr mittags. Die Beerdigung fand mit allen militärischen Ehren am 27.Oktober 1914 auf dem Friedhof von Senones statt unter Beteiligung der Radfahrkompagnie und sämtlicher dienstfreier Offiziere der Garnison. Für die Richtigkeit des Lebenslaufes Darmstadt, den 22.Februar 1915 Geh. Hofrat L. Henneberg. | |
Selbstzeugnis: [Feldpostbrief, Umschlag] 21.9.14 Feldpostbrief Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Henneberg Darmstadt 51, Roquetteweg Liebe Eltern! Gestern war wieder ein schwerer Tag und zum ersten Male hatte ich den Gedanken, dieses Mal kann es schiefgehn. Unsere Kompanie stand in Allarmont auf Vorposten. Es waren nur 50 Mann der Rest war als Feldwache in Sciotte unter Klapproth. In dem Kaff (?) standen ausserdem noch 10 Pioniere und ein halber Zug Infanterie 30 Mann, Gegen 12.30 Uhr setzte plötzlich heftiges Artilleriefeuer ein. Ich war als Beobachter auf dem Kirchturm, als die Granaten in den Turm einschlugen. Um 14.30 Uhr wurden wir plötzlich von drei Seiten von Alpenjägern angegriffen (Stärke 3-4 Kompanien im Ganzen ungefähr 500 Mann). Schnell besetzten wir die ganzen Häuser und schossen aus den Fenstern. Ich übernahm jetzt einen Zug. Der Gegner kam bis auf 200m heran. Bis 18.00 hielten wir die Stellung und zogen uns dann zurück auf höheren Befehl. Die ganzen Strassen waren unter feindlichem Feuer. 500 Mann [gemeint wohl: Meter?] hinter Allarmont nahmen wir eine zweite Aufnahmestellung auf und hielten bis 7 Uhr aus, bis die letzte Patrone verschossen war. Der Gegner zog sich zurück und wir gingen nach ...igny. Der Führer des Detachement sprach sein größtes Lob über die Bat. Korps aus. Ich wurde durch meinen Kompanieführer zum eisernen -‚- [Kreuz] eingereicht. Doch nur nicht zu früh freuen. Man muss mindestens 2mal eingereicht werden, bis man es endlich erhält. So leicht ist so etwas nicht verdient. Ich will es aber haben, ich muss es haben. Ein stolzes und verwegenes Wort, was ich ausspreche, aber glaubt mir Eltern, ich wäre unglücklich wenn ich aus dem Feldzuge käme und es wäre nicht der Fall. Denn ein jeder tut seine Schuldigkeit und jeder hat es verdient. Doch genug davon. Die Pakete habe ich alle erhalten auch Stiefel u. ........ . Wenn ich einen dichten Mantel haben könnte, da wäre bei diesem Wetter sehr gedient. Herzlichen Gruss Ludwig [Ergänzung auf dem Umschlag:] ..... Mantel besitze ich. |