Lebenslauf von Ludwig Pulg
Ludwig Pulg wurde am 24.02.1883 als Sohn einer Landwirtsfamilie in Dasbach bei Idstein im Taunus geboren. Dort besuchte er eine übliche Dorfschule. Schon im Alter von 15 Jahren bewarb er sich beim Militär, das ihn aber wegen des noch zu jungen Alters ablehnte. Auch mit dem siebzehnten Lebensjahr erfolgte nach erneuter Bewerbung eine Absage von Seiten der königlich preußischen Armee. Während dieser Zeit arbeitete er als Fabrikarbeiter in einem Industriebetrieb. Mit Erreichen des Wehrdienstalters wurde er zu einem Dragonerregiment eingezogen, in welchem er auch sein Dienst in Mainz antrat. Bis 1910 diente er im Feldartillerieregiment Nr. 27. Am Ende seiner Dienstzeit, wurde er als Unteroffizier der Reserve entlassen. Im Oktober 1910 trat er in den großherzoglich - hessischen Polizeidienst ein. Er heiratete Frau Franziska Glaubtrei und war bis Kriegsausbruch 1914 als Wachtmeister (Schutzmann) beim 7. Polizei - Revier in Darmstadt tätig. Er wurde gleich bei Kriegsbeginn zum Dienst beim Hessischen Feldartillerieregiment Nr. 25, 2. Abteilung leichte Munitionskolonne einberufen. Dies Regiment wurde bei vielen bekannten Schlachten des Ersten Weltkrieges eingesetzt, so auch vor Verdun, in Flandern und der Champagne, um einige zu nennen.
Zum Andenken an das Waldlager bei Verdun. Im März 1916
Ludwig Pulg hatte als Zugführer einer Nachschubeinheit dieses Regiments unter anderem dafür Sorge zu tragen, dass Munition, Lebensmittel und sonstige Verbrauchsmaterial an die Front geschafft wurden. Dass diese Aufgaben nicht ohne Risiko für Leib und Leben ausgeübt wurden, macht ein Zwischenfall in Frankreich deutlich.
Etalon 1914
Eine mit Pferdefuhrwerken ausgerüstete Munitionskolonne, geführt von Oberleutnant Ludwig Pulg, befand sich auf den Weg zur Front. Als sie die Strecke durch ein geschlossenes Waldstück führte, geriet die Kolonne plötzlich unter feindlichen Beschuss. Es war ein Partisanenüberfall, der von den Deutschen so genannten "Franc Tireurs ", die von den Bäumen aus sitzend auf sie schossen. Nur durch das Scheuen seines Pferdes verfehlte eine auf Zugführer Pulg abgeschossene Kugel ihr Ziel und traf das Pferd. Während es zusammenbrach, konnte sein Reiter abspringen. Die Angreifer wurden während des Feuergefechtes getötet. Nach Ende der Kampfhandlung konnte der Marsch fortgesetzt werden, da keiner des Reitertrupps eine ernsthafte Verletzung davon getragen hatte. Im Verlauf des Krieges erhielt Ludwig Pulg das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Wahrscheinlich wurde Pulg auch verwundet, da er auf einer Feldpostkarte von einem Genesungsheim in Belgien schreibt. Nach Kriegsende wurden laut Angaben Pulgs ein Großteil an Geschützen, Munition und Gerätschaften in der Grube Prinz von Hessen versenkt. Es ist unklar, ob dieser Befehl darauf basiert, keine Beutegerätschaften und Material in feindliche Hände zu übergeben oder sie aufgrund des Versailler Vertrags zu vernichten.
Nach dem Krieg machte Ludwig Pulg bei der Polizei Karriere: 1930 war er Polizei - Kommissar, 1939 Polizei - Obermeister. Auch im Zweiten Weltkrieg trug er wieder Soldaten - Uniform, wie das in der Familie überlieferte Album bezeugt. 1946 ging er als Polizeikommissar in Pension. Er starb 1965.
*Alle Angaben basieren auf den Kenntnissen seines Enkels Wolfgang Brühl und auf dem Familienalbum. Wir haben Wolfgang Brühl für die Äberlassung der Fotos zu danken.
Feldpostkarten und Fotos aus dem Familienalbum
Liebe Frau ! 02.09.1914
Ich werde dir in den nächsten Tagen etwas Geld nach Hause schicken. Geld hat keinen Wert. Zu kaufen gibt es nichts, wo man hinkommt, sind die Dörfer... den Bewohnern... trinken wir...
sonst ist nichts.
Viele liebe Grüße
Louis
(Postkarte vom 21. September 1915)
(Textseite) über dem Bild: Wenn du dir das gekauft hast, was ich dir in Briefen mitteilte, so gebe mir bitte Bescheid. Nochmals viele Grüße &.K. und ein frohes Wiedersehen. Dein tr. Mann
Frau
Franziska Pulg
Darmstadt
Rhönring...
Liebe Frau!
(.....) sende dir nebst Kindern die herzlichsten Grüße nebst K. Mir geht es noch gut. Desgl. Hoffe ich auch von Euch. Dies genannte Dorf auf der Ansicht lag ich im vorigen Herbst längere Zeit. Mit der vorgeschobenen Sektion.
Auf Wiedersehen....... Mann.
Liebe Frau ! 03.01.1915
Wie geht es dir und Kindern? Hoffentlich habt ihr das neue Jahr gut angefangen? Mir geht es noch gut. Was ich auch von euch Lieben hoffe. Grüße und Küsse euch herzlich.
Dein Mann
Auf Wiedersehen.
Meine Lieben !
Sende euch etwas Süßes, laßt es euch gut schmecken. Vielleicht sehen wir uns bald wieder.
Liebe Maus schreibe mir, ob dies angekommen ist. Gleichzeitig sende ich euch etwas Käse.
Viele herzliche Grüße und Küsse.
Dein tr. Mann
Postkarte vom 28. 8. 1915
Liebe Frau !
Heute Morgen bin ich in meinem Genesungsheim angekommen. Auf dieser Karte sende ich dir Ansicht. Dies ist ein großes Kloster. Liebe Maus untersucht bin ich bis jetzt noch nicht hier. Aber du darfst mir jetzt wieder schreiben. Adr. Viezefw. Pulg Genesungsheim Malonne b. / Namur Belgien.
Liebe Maus schreibe mir bitte gleich. Heute Mittag werde ich dir ein Großen
Brief schreiben, auch schicke ich dir meine liebe, 90 M. Hier werde ich über 4 Wochen bleiben müssen. Hoffentlich werde ich dich dabei...
Auf frohes Wiedersehen und viele herzliche Grüße nebst Kindern sende ich meinen Lieben und verbleibe...
Dein tr. Mann
(Neben dem Bild:) Viele Grüße aus dem Felde
Frau
Franziska Pulg
Darmstadt
Rhönring Nr. 103
Im Felde, d. 18. 6. 1916
Liebe Frau & Kinder
Sende Euch aus dem Erholungsheim die herzlichsten Grüße & K. Auf frohes Wiedersehen
d. tr. Mann.