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Otto Herbst


Lebenslauf:



Lebenslauf von Otto Herbst; verfasst durch seinen Vater Leutnant Otto Herbst wurde am 23. Dezember im Jahre 1894 als 2. und jüngster Sohn des Lehrers Heinrich Herbst zu Griesheim im Kreise Groß Gerau geboren. Seinen ersten Schulunterricht erhielt er in Groß Gerau, wohin sein Vater im Jahre 1897 versetzt wurde. Als diesem im Oktober 1904 eine Lehrstelle an der städtischen Schule Darmstadt übertragen wurde, trat sein Sohn Otto in die Sexta des Ludwig-Georg-Gymnasiums ein. Er durchlief glatt alle Klassen und erhielt am 8. März 1913 das Zeugnis der Reife zum Besuch der Hochschule. Dies ist ein Anerkenntnis seiner Lehrer für sehr gute Führung, gute Leistungen und herrliche Begabung. Schon früh zeigt Otto Herbst die Neigung zum Seeoffizier. Da aber hier, nach allem was man hörte, das Angebot den Bedarf bedeutend überstieg, so entschloß er sich, im Einverständnis seiner Eltern dazu, Offizier im Landheer zu werden. Schon am 30. Dezember 1912 erfolgte seine Annahme als Fahnenjunker im 1. Nassauischen Infanterieregiment No 87 in Mainz. Herr Major von Ostrowski im Artillerieregiment No 25 zeigte sich bereit ihn gern zu empfehlen. Am 11. März 1913 trat er in den aktiven Dienst ein, wurde im Juli zum Gefreiten und am 13. August zum Unteroffizier ernannt. Schon am 28. August kam er auf die Kriegsschule in Danzig. Seine Ernennung zum Fähnrich erfolgte im November 1913. Am 19. Mai 1914 verließ er mit gut bestandenem Examen die Kriegsschule, erhielt sofort 14 Tage Urlaub, wurde am 2. Juni zum Degenfähnrich ernannt und bereits am 20. Juni wurde er aktiver Leutnant. Zu seiner, seiner Angehörigen, seiner Kameraden Freude, verblieb er in seinem Regiment in Mainz. Vom Truppenübungsplatz Hammelburg mit seinem Regiment nach Mainz zurückgekehrt, erhielt er nochmals einen 14tägigen Urlaub. In dieser Zeit traf er sich auch mit seinem älteren Bruder Adolf im Elternhaus, der als Vertreter der Burschenschaft Germania in Gießen mit noch 3 anderen Bundesbrüdern zum Begräbnis eines alten Herren nach Darmstadt gekommen war. Eltern und Söhne waren überglücklich. Doch dieses Glück war nur von kurzer Dauer, der um den 29. Juli scheidende Sohn Otto sollte das Elternhaus nicht wiedersehen. Am 1. August erfolgte die Mobilmachung und am 7. August rückte Otto Herbst als Offizier der 6. Kompanie seines Regimentes ins Feld. In den schweren Kämpfen in Belgien und an der Maas hatte sein Regiment schwere Verluste an Offizieren und an Mannschaften. Auch sein treuer Freund Schayrer, Leutnant in der 7. Kompanie, fiel bei Deschamps in Belgien. Am 29. August wurde Otto Herbst zum Führer der 7. Kompanie ernannt, in etwa 20 Schlachten und Gefechten kämpfte er tapfer und war seinen Untergebenen ein leuchtendes Vorbild in treuer Pflichterfüllung. Am 27. September fiel er an der Spitze seiner Kompanie im Gefechte bei Solente, nachdem er einen feindliche Schützengraben genommen und eine Anzahl Franzosen zu Gefangenen gemacht hatte. Bei seinem weiteren Vorgehen trafen ihn die feindlichen Kugeln. Er erhielt einen Bauch- und einen Kopfschuß und war sofort tot. Herr Hauptmann und Regimentsführer Nowak schrieb darüber an seine Eltern: "Zu meinem großen Bedauern muß ich Ihnen mitteilen, daß ihr Herr Sohn im Gefecht bei Solente am 27. September den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist. Er erlitt einen Kopfschuß und war sofort tot. Das Regiment verliert in ihm einen allgemein beliebten Kameraden, der durch seine Tapferkeit den Mannschaften ein wahres Vorbild war. Sein Andenken wird im Regiment und seiner Geschichte in hohen Ehren gehalten werden. Der Verstorbene wurde auf dem Friedhofe zu Solente mit Militärischen Ehren beigesetzt. Mit aufrichtiger Teilnahme im Auftrage des Offizierskorps NOWAK, Hauptmann, Regimentsführer IR 87" Leutnant Otto Herbst hat sein junges, vielverheißendes Leben für sein Vaterland dahingegeben. Tief ist der Schmerz der Angehörigen ob dieses Verlustes. Gebe Gott, daß die Opfer, die der Krieg fordert, nicht umsonst gebracht wurden.

Darmstadt 25.April.1915 Der Autor: Heinrich Herbst, Lehrer



Selbstzeugnis:



Mainz
30.07.14
Liebe Eltern
Nachdem ich gestern gut hier angekommen war, erfuhr ich, daß wir heute vormittag um 4 Uhr schon ausrückten mit Tornister und Pistole. Ich kaufte mir den letzten Tornister bei Welhausen und ließ mir eine Pistole von der Kompanie geben. Um 6 Uhr kamen die Pakete und ist alles gut angekommen. Auch das weiße Hemd im Waschtisch ist da. Hier herrscht fieberhafte Tätigkeit. Wie die Lage ist, brauche ich Euch ja nicht zu schreiben. Jedenfalls erfolgt eine Mobilmachung. Wenn sie erfolgt, bleiben wir etwa noch 6 Tage hier, da wir zunächst Armeereserve sind. Sollte es soweit kommen, daß die Mobilmachung erfolgt, so kann ja Vater einmal rüberkommen um mir beim Beschaffen der fehlenden Sachen zu helfen, da ich sehr in Anspruch genommen sein werde. Im Übrigen braucht Ihr Euch nicht aufzuregen, denn Mobilmachung ist noch nicht Krieg. Und wenn es zum Krieg kommt, dann in Gottes Namen.
Seid herzlich gegrüßt von eurem treuen Sohn
OTTO
Konnte leider nicht eher schreiben