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1. Zusammenbruch - Aufbruch - Stunde Null?Nur zwei Tage nach dem Rheinübergang bei Oppenheim rückten Einheiten der 3. US-Armee am 25. März 1945 (Palmsonntag) und den darauf folgenden Tagen ohne auf größeren Widerstand zu stoßen in die häufig mit weißen Bettlaken und Tüchern beflaggten Orte der Kreise Darmstadt und Dieburg ein. Die örtlichen Führer der NSDAP waren trotz lauthals verkündeter Durchhalte- und Widerstandsparolen bereits zuvor in Richtung Bayern und "Alpenfestung" geflohen. Erleichtert über das Ende der Kampfhandlungen bestaunte die Mehrzahl der Einwohner die Armada der in den Odenwald und auf Frankfurt, Aschaffenburg und Hanau vorrückenden Panzer- und LKW-Kolonnen. In einzelnen Gemeinden und Städten setzten die Amerikaner örtliche Militärverwaltungen ein. Hierfür mussten Gebäude beschlagnahmt und zahlreiche Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens requiriert werden, was den Unmut der Bevölkerung hervorrief.Im Verlauf des amerikanischen Einmarsches kam es in verschiedenen Gemeinden zu Plünderungen wohl gefüllter Wehrmachtsdepots, einzelner liegengebliebener Versorgungszüge der Wehrmacht sowie anderer Lebensmittellager. Unmittelbar nach den Kampfeinheiten rückten bereits lange vor der Besetzung Deutschlands aufgestellte Militärverwaltungseinheiten in die Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise ein. Für den Stadt- und Landkreis Darmstadt war dies das Detachment F-12 und für den Landkreis Dieburg das Detachment G-33. Zur Bewältigung der anstehenden dringendsten Probleme setzten die Amerikaner politisch unbelastete Persönlichkeiten zum Neuaufbau ziviler Orts- und Kreisverwaltungen ein: im Kreis Darmstadt den 1933 entlassenen sozialdemokratischen Polizeikommissar Georg Wink und im Kreis Dieburg den dem früheren Zentrum angehörenden Verwaltungsfachmann und bis 1933 als Kreisdirektor in Bingen tätigen Freiherrn Adolf von Gemmingen-Hornberg. Zu den "Männern der ersten Stunde" zählte auch der Kommunist und Vertreter der "Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus" Heinrich Huxhorn als eingesetzter Bürgermeister von Pfungstadt. Die Entscheidungsgewalt lag jedoch weiterhin bei den Offizieren der Militärregierung. Georg Wink (Landrat im Landkreis Darmstadt 1945-63). - Georg Wink (1894-1964) wurde nach Teilnahme am 1. Weltkrieg Polizeibeamter, war seit 1932 als Polizeikommissar Leiter der Schloßwache in Darmstadt. Als Sozialdemokrat wurde er 1933 entlassen und überlebte das NS-Regime als Futtermittelhändler in Ober-Ramstadt. Obwohl von der Gestapo beobachtet, hielt er auch Kontakte zu sozialdemokratischen Widerstandskreisen. Am 5. April 1945 ernannten die Amerikaner ihn zum Landrat. 1946, 1948 und 1954 wurde er jeweils durch den Kreistag wiedergewählt (Foto StA Darmstadt). Nach ihrem Einmarsch verfügten die Amerikaner zur Beruhigung der Lage zunächst eine totale Ausgangssperre, die aber binnen weniger Tage wieder gelockert werden musste. Allerdings sah sich die Militärregierung gezwungen, vom 20. Juni 1945 an die Ausgehzeit zu beschränken. Ausgehverbot bestand für alle Zivilisten generell von 9.30 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Der Reiseverkehr hingegen war innerhalb Starkenburgs und Oberhessens während der Ausgehzeit erlaubt, wobei der Zivilverkehr den Verkehr auf den Hauptstraßen und Verkehrswegen jedoch nicht beeinträchtigen durfte. Im Interesse einer baldigen Normalisierung der Lage, zur Ankurbelung wirtschaftlicher Unternehmen sowie zur Verbesserung der Versorgungslage mussten auch die Beschränkungen im binnen- wie im interzonalen Verkehr schrittweise aufgehoben werden. Hierfür wurden auf entsprechenden Antrag hin Passierscheine erteilt. Übertretungen der Sperrzeitvorschriften wurden durch Militärgerichte geahndet, unerlaubte "Grenzübertritte" in andere Besatzungszonen unter Umständen sogar mit mehrmonatiger Haft. Passierschein für Franziska Mayer vom 25. August 1945, mit der Erlaubnis, von Ober-Roden in die französische Zone zu reisen, gültig für 30 Tage (StA Darmstadt H 2 Dieburg ). |
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Dokumentenliste
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